Odenwälder Zeitung vom 21.08.2017:
Fürth. Normalerweise sind die Steinbachwiesen in Fürth ein ruhiges und beschauliches Plätzchen. Spaziergänger suchen dort Erholung und Hundebesitzer führen ihre Vierbeiner aus. Seit Anfang der Woche konnten diese jedoch ein zunehmend geschäftiges Treiben verfolgen. Immer mehr Ausrüstungsgegenstände wurden herangeschafft und von fielen fleißigen Händen aufgebaut. Das ließ auf ein großes Ereignis schließen.
Am Freitag war es dann schließlich so weit: mit der Beschaulichkeit war es vorbei, denn nun begann das jährliche Steinbachwiesen-Open-Air des FC Fürth. Um 19 Uhr öffneten sich die Schranken für das Publikum. Der Park hatte sich bis dahin komplett verwandelt. Bunte Strahler erleuchteten die Bäume in Blau, Rot und Violett. Bierstände, Grillstation, aber auch eine Bar mit Lampions rahmten die Wiese zwischen See und Spielplatz ein, welche nun eine riesige Tanzfläche mit Stehtischen bot.
Die sich mit acht Metern Höhe und 12 Metern Breite äußerst imposant ausnehmende Bühne war direkt vor den großen Steinstufen am Ufer des Sees errichtet wurden. Leider war aufgrund der Sturmböen und des heftigen Regenschauers kurz vor Beginn nur ein harter Kern von circa 300 Personen bereit, sich an diesem Abend den Launen des Wetters zu stellen. Zu diesem Zweck hatten sie sich eigens mit Regenjacken gewappnet. Sie sollten nicht enttäuscht werden.
Die letzten Tropfen fielen, als „Alex Silva & The Soundfiction“ mit ihrer „Bruno Mars Show“ alle begeisterten. Die Tribute-Band, die komplett schwarz-weiß gewandet auftritt, existiert erst seit November letzten Jahres, doch man merkt den Musikern ihre jahrelange Erfahrung an, wenn sie sich durch die Lieder ihres Namensgebers spielen. Nachdem das gefühlvolle „Talking to the Moon“ eigentlich den Abschluss hätte bilden sollen, waren der Applaus und die Zugaberufe von Seiten des Publikums nicht zu ignorieren. So entschloss die Bruno Mars Show sich zusätzlich mit „When I was Your Man“ zu verabschieden, nachdem sie zuvor Publikum und Veranstalter gedankt hatten.
Im Anschluss begrüßte Hauptorganisator Kurt Schmitt die Versammelten zur Eröffnung des dreitägigen Steinbachwiesen Open Air Festivals. Angesichts des schlechten Wetters zeigte sich Schmitt aufgrund der Wetterprognosen für die kommenden Tage zuversichtlich. Nach einer kurzen Pause heizten „Me and the Heat“ den Besuchern trotz des nasskalten Wetters ordentlich ein. Das Repertoire reichte dabei von Rock der 70er-Jahre über Reggae und HipHop hin bis zu aktueller Chartmusik. Künstler wie Bob Marley, Alice Merton, Will Smith, Golden Earring, aber auch Rob Base & DJ EZ Rock, Tracy Chapman oder Nirvana bildeten ein eindrucksvolles Programm, bei dem die Lieder – je nach Stil – von verschiedenen Bandmitgliedern stets mit Hingabe und vollem Einsatz gesungen wurden.
Obwohl „Me and the Heat“ bereits 14 Männer und Frauen stark sind, war an diesem Abend ein Special Guest dabei: die 17-jährige Melanie Schlüter, Teilnehmerin beim Eurovision Song Contest. Sie hatte durch die Vermittlung Kurt Schmitts zu „Me and the Heat“ gefunden und tritt nun mit ihnen zusammen auf – dauerhafte Übernahme in die Band nicht ausgeschlossen.
Partymuffel hatten bei so viel Elan keine Chance. Sänger Marvin Dallaway holte die Menge immer wieder direkt vor die Bühne, forderte zum mitsingen auf oder mischte sich gleich direkt unter das Publikum, um mit den Zuschauern zusammen zu tanzen oder eine Polonaise zu bilden. Wer sich zierte, wurde einfach eingesammelt. So bildete sich im Laufe des Konzerts eine immer dichtere, singende und tanzende Menge begeistert Feiernder, der sich nur schwer zu entziehen war. Und wer seine Getränke nicht am Stehtisch zurücklassen wollte, der rückte gleich den ganzen Tisch nach vorne.
Dass das Steinbachwiesen-Open-Air überhaupt stattfinden kann, ist den vielen ehrenamtlichen Helfern des FC Fürth zu verdanken, welche unter anderem beim Aufbau helfen oder die Bewirtung übernehmen. Nichtsdestotrotz ist der Finanzbedarf riesig. Schmitt ist deshalb stolz, dass es dem FC gelungen ist, eine Vielzahl namhafter Sponsoren zu gewinnen. Die Planungen übernimmt Schmitt zusammen mit Mark Lang. Die beiden waren es auch, die vor vier Jahren die Idee hatten, das Festival von der Heinrich-Böll-Schule in die Steinbachwiesen zu verlagern. Der Planungsaufwand für das Festival ist außerordentlich groß: mit einem Jahr muss man rechnen. „Die Planungen hören nie auf“, so Schmitt.
Die Gründe für diesen enormen Aufwand sind zum einen bei der Örtlichkeit selbst zu suchen. Da es in den Steinbachwiesen keinen Strom- oder Wasseranschluss gibt, muss beides über Leitungen von außerhalb bezogen werden. Trotzdem ist es dieses Jahr gelungen, die Toiletten direkt auf das Festgelände zu verlegen und so den Besuchern einen längeren Weg zu ersparen.
Zum anderen sind es die eigenen Qualitätsansprüche, die die Messlatte hochschrauben. So legt Schmitt großen Wert darauf, „Topbands am Start“ zu haben. So sind dieses Jahr neben der „Bruno Mars Show“ und „Me and the Heat“ auch die „White Sparrows“, die Rammstein-Tributeband „Stahlzeit“ und die „Simon & Garfunkel Revival Band“ aufgetreten (siehe Seite 8). Hierfür ist natürlich eine gewisse Bühnengröße und professionelle Ton- und Lichttechnik vonnöten.
Dieses Jahr startete das Festival sogar noch unter verschärften Bedingungen: Eine Sturmböe hatte wenige Stunden vor Einlassbeginn mehrere Zelte aus ihrer Verankerung gerissen und fortgeweht. Zu Verzögerungen führte das jedoch nicht.
Wer einmal auf dem Open Air war und das Endergebnis gesehen hat, kann erahnen, welch Mammutaufgabe dort jedes Jahr zu stemmen ist. Er sieht aber auch den beeindruckenden Erfolg der atemberaubenden Licht- und Bühnenshows im verwandelten Park, der solchen Aufwand sicherlich wert ist. Ein Parkbesuch anderer Art, der sich lohnt. stu