Odenwälder Zeitung vom 21.08.2017:

Fürth. Es war nicht im September 1981 im Central Park in New York beim „Wiederfindungskonzert“ von Simon and Garfunkel. Es war auch nicht im Mai 1982 auf dem Bieberer Berg in Offenbach, wo die beiden eine Station bei ihrer Abschiedstournee in Deutschland einlegten. Es war im Hier und Jetzt und es war in Fürth in den Steinbachwiesen, beim großen Konzertwochenende des Veranstalters FC Fürth. Zur Matinee am Sonntag kam die „Simon & Garfunkel-Revival-Band“ aus Erfurt und feierte mit zahlreichen Fans aus Fürth und dem Weschnitztal „Wiederauferstehung“. Die Musiker und gut 400 Zuschauer schwelgten in Erinnerungen, hingen den guten alten Zeiten, scheinbar vergessenen Gefühlen und der eigenen Jugend nach.

Dazu hat alles gepasst. Der weiß-blaue Himmel hielt seine Schleusen dicht. Die Sonne lugte bisweilen vor. Die Musiker Michael Frank (Paul Simon) und Guido Reuter (Art Garfunkel) fühlten sich mit ihren Begleitern von der ersten Minute an in Fürth sichtlich wohl. Ihr Loblied auf Fürth, die Steinbachwiesen und die Atmosphäre, den freundlichen Empfang, den großen Applaus wollte kein Ende nehmen. Sie gaben dafür einiges von der Bühne zurück: mit Einfühlsamkeit, gesanglichen und instrumentalen Fertigkeiten, mit Gefühl für Authentizität und eigenen Interpretationen und Raffinessen.

Im Publikum begann ein Mitwippen (auch ein Mitkatschen, wenn es sein musste), ein Mitsingen, mit Freude am Dabeisein am großen Ereignis. Noch einmal wurde deutlich, welche Meilensteine der Kleine (Paul) und der Große (Art) in der Geschichte der Popmusik setzten, mit lyrischen, nachdenklichen und Ewigkeitswert besitzenden Texten sowie mit Melodien, die sofort überspringen und auf ewig haften bleiben. So jagte natürlich auch in den Steinbachwiesen ein Hit den anderen des weltweit am besten bekannten Gesangs-Duos.

Die Revival Band ist mit den Multiinstrumentalisten Sebastian Fritzlar, Sven Lieser und Mirko Sturm bestens besetzt. Zusammen mit ihren Frontleuten Frank und Reuter lassen sie mit ihren bis ins Detail abgestimmten Darbietungen die Grenzen zwischen Original und Kopie verschwimmen. Dafür sorgen die übereinstimmenden Stimmlagen mit den Vorbildern ebenso wie die abwechselnde Besetzung, wenn Reuter bei den allergrößten Hits zur Flöte oder zur Geige greift, wenn der Bassist auch mal die Trommel bedient oder am Keyboard sitzt. Das Publikum kam aus dem Schwelgen gar nicht mehr heraus, fühlte wie der arme Junge, der sich durchboxen musste („The Boxer“, das Lalalei-Lied), oder wie der „Only livin’ Boy in New York“, hatte ordentlich Brass auf „Cecilia“, die ihm das Herz brach, hatte Sehnsucht nach zu Hause („Homeward Bound“) und, und, und. Beim Sound of Silence wird jedem wieder mal bewusst, dass die Leute reden, ohne etwas zu sagen, dass sie zuhören, ohne zuzuhören, bei „I am a Rock“, dass ein Stein keinen Schmerz fühlt, und dass der Liebende bereit ist, sich für seine Angebetete hinzulegen wie eine Brücke über reißendes Wasser: „Like a Bridge over Troubled Water“. Es fühlte sich zurückversetzt in die „Reifeprüfung“, wo „Mrs. Robinson“ den armen jungen Benjamin Braddock verführte.

In der Poesie der Lieder von Simon & Garfunkel liegt so viel unumstößliche Weisheit, ihre Melodien werden nie vergehen. Oder wie sagte es anfangs Chef-Organisator Kurt Schmitt treffend: „Als junger Mann bin ich auf Konzerte nach Mannheim, Heidelberg, Frankfurt gefahren. Heute kommen die Frankfurter, Mannheimer, Heidelberger zu uns.“ Es waren auch ein paar Weinheimer darunter. mk

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